Die neue Münzkunst von 1569

Nach der Errichtung der Münzstätte Dresden im Jahre 1556 wurde zwar anfänglich mit dem Hammer geprägt, doch auch hier hielt im Laufe der Zeit neue Technik Einzug.
Im Jahre 1556 erhielt der Stempelschneider und Münzkünstlers Johann Vogler aus Zürich von Kaiser Maximilian II. die Zusicherung, als Erfinder der neuen Münzkunst genannt zu werden.
Damit verbunden war das auf 20 Jahre erteilte Errichtungsprivileg für das ganze römisch deutsche Reich [1].
Passend dazu findet sich in den Unterlagen der kurfürstlich sächsischen Finanzverwaltung ein Empfehlungsschreiben [2] aus dem Jahr 1569 von Kaiser Maximilian II. für Johann Vogler an den sächsischen Kurfürsten August, sowie ein Bericht von Johann Vogler zu der „Neuen Münzkunst“, in welchem er über die Vorzüge eines wasserbetriebenen Münzdruckwerks berichtet [3].

[1] Katalog der Munzen- und Medaillen-Stempel-Sammlung des k.k. Hauptmunzamtes in Wien, Seite 8, https://archive.org/details/katalogdermunzen12kkha/page/8
[2] Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036, Loc. 36096, Rep. 09, Nr. 1419, Bl. 22ff,
[3] Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036, Loc. 36096, Rep. 09, Nr. 1419, Bl. 14ff, Johann Vogler, Summarischer und kurzer Bericht der neuen Münzkunst halb, 1569

siehe auch: Robert Wuttke: Die Einführung der Walzenprägung unter Kurfürst August von Sachsen; Blätter für Münzfreunde 1896, Nr. 213, Columne 2058-2062, 2066-2069, 2074-2076;

 

Summarischer und kurzer Bericht der neuen Münzkhunst halb,

diß neue Münzkunst ist ain künstlich Werck an ain
Wasser oder da man nit Wasser hat sunst zur hand also
angerichtet, daß man an alle Hammer mit wunderbarer
Behendigkeit und Bestendigkhait auch mit ganz wenigen
Kosten und grossem Proffit nit allain daß gold und
Silber zu allerlay Sorten münzen, viel zierlicher, dann
auf Hammer Münzwerchen an Korn und Schrot just und
gerecht sonder auch alle andere Arbeit von Gold Silber
und all anderen Metal wunderbarlich schon fertig
und mit [ge]ringen Unkosten machen und damit verricht[en] kann

Daß ganntz Werckh mit aller Zugehoer und Maß zu
dieser Münzkhunst dienet, mag man nachdem man
es eilend haben wolte in ainem gannzen oder in ainem
halben Jar und noch ehe so manß haben will woll
machen und vollkommenlich verrichten

Zu ainem stattlichen Münzwerch wo man vil Silber
zuvermünzen hat, da muß auch daß werckh stattlich-
er gemacht und auch mer Personen erhalten werden
als daß in allweg der Unkosten grösser ist wo man
vil zuvermünzen hat als do man nur [ge]ringe Münz
werkh hat

Zu ainem stattlichen Münzwerkh do man 40, 50, 60
oder mer thausend Marckh am Jar vermünzen wolte
muß man haben erstlich acht Personen die daß gellt
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machend und daß gannz werckh ..hind, Under diesen
acht Personen sind Schlosser, Zimberman, ... und
ain Präg oder Eisenschneider nemlich solliche Leut
die nit allain die Silber und Gold zu gellt vermünz-
end sonder auch alle Arbeit an dem Werckh und waß
zum Werckh dienen muß, machen khönnen als daß
man gar khaine fremden arbeiter zu sollichem werckh
gar nit bedarf, sonder alle ding durch diese acht
Personen wol verrichten kan
 
Zu diesen acht Personen müssen noch zwey andere sein
nemlich zwey Giesser oder Tegelwarter, dise zwo Per-
sonen muessen die Silber giessen,glüen, weisssieden auch
koennen und Possel? Arbeit thuen

Die acht Münzpersonen sampt den zwayen Tegelwartern
mogen jede wuchen aber die 2000 marckh Silber zu klainem
und grossem gelt vergiessen und auf Ir just gehalt und
gerecht an Korn und Schrot auch gannz schon und zielich in
Form gestalt und ......zen wol und ...arbeit
Inn Sonderhait aber daß Gold duggaten Kronen und
Goldguldin, deßgleichen daß klaine Silber in Gellt, daß th...
auf daß Gewicht sonderlich vil besser und gleicher, als im
Stückhen auf dem hammer münzwerch jenen meglich seye?
Desgleichen ist aller ubriger abganng und viele der Schrotten
in sollichen klainen Münzen in dieser Khunst wunder-
parlich fürkhommen  

Am grossen Gellt und starcken Silbers ist one des
kain Abganng dann allain wie auf den Hammer-
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Münzwerch alwegen ongefahrlich der füenfte theil zu
Gellt werden, also werden in diser Khunst angevarlich
zwey Theil zu gellt und der dritte Theil an Silbern pleipt
zu schrotten welches dann im wiedergiessen allzeit umb
sovil mehr Abganng prinngt, doch so man allwegen
auf 100 Marckh für den Anganng drey loth? dar zu den
drittel und fuenfteil der schrotten gegen einander
abraithen thut, so findt? sich daß auf dieser Münz-
khunst sollicher Abganng auf 40000 Marckh geraitet
Uber 100 Guldin nit grosser als der Abgang in Schroten
auf dem Hammer Münzwerch ist

Desgleichen so werden die Silber in diser Khunst also
kuenstlich münzlich und behend gegossen daß man 300
biß in 400 Marckh in einer halben Stund zu schönen
gannzen Zeinen vergiessen khan hirdurch vil abgang
erspart und fürkommen? wurdet, so durch daß ...
giessen im Tegel vor...cht oder sunst in anderweg
verprennt und versudlet wurt

Uber die acht Münz personen und uber die zwey giesser
geth ain gannz Jar für Ir Belonung und underhaltung
angemarlich bey 1100 Guldin auff, auß denen 1100
Guldin Uncosten und Belonung mögen deß Jarß uber die
sechzig thausendt Marckh Silber zu klainem und
grossem Gellt, als vorstet wol vermünzet, deßgleich
daß Pregschneiden und alle andere Arbait so zu
disem werckh dienet gemachet und genzlich erhalten
Also daß für das werckh ainmal vol khomenlich auf
gericht die Bestendigkhait darinnen so groß daß uber
daß gannz Werckh zu erhalten weitherß und ferrers?
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dann die 1100 Guldin gar khain Uncost nit mer geth, sonder
aller Uncosten ist in den gemelten 1100 jerlicher Guld-
iner begriffen, außgenommen Kolen, Kupfer, darinnen
eß ain Gestalt hatt wie auf andern Münzwerchen
Allain daß in diser neuern Khunst vil weniger Kolen
als auf denn Hammer Münzwerchen gebraucht werde
Über obgesetzte acht Münz und zwo Gieß Personen
mueß man noch haben so wol alß auf den Hammer
Münzwerch nemlich ain Münzmeister oder Ver-
walther, deßgleichen ainen Wardein, und ainen
Cassier oder Münzschreiber, Diese drey letsten Per-
sonen haben Ir Besoldung und Underhaltung wie
auf andern Münzwerchen und bedarff man zwar
auf diser Newen Khunst zu kainem Münzwerch
mehrere Personen nit, als wie gemeldet sindt, aber so
daß Münzwerch klain, bedorfte man so vil Leuthen
nicht dann die Fertigkhait so groß, daß ich selbs mit
noch vier anderen Personen nemlich selb fuenfe in
zweyentagen und nechten 15.000 Guldin zu Gellt
gemacht hab,

Aus oberzelter raitung ist guet zefinden, daß also
jede Marckht klain und groß Gellt durchainander
..eher dann ? 3 Kreuzer gsellenlon vermünzt
werden mag  

Oder ich kann und mag gwiß zusagen, daß man
überal von klainem und grossem Gellt jede Marckh
? 4 Kreuzer zu vermünzen dergestalt wol nennen
kan, also daß man auß diesen 4 Kreuzer nit nur
den Gsellenlon bezalen sonder auch den Münz
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meister Probierer, Buechhalter, Eisenschneider, Schlosser
Zainberleuth, Giesser und alle arbeit waß zum ganz
Handel dienet an Summa deß ganz werckh und
Muenzen darauß vulkhomenlich erhalten daryber
auch den Abganng der ( wie abgemelt), In den Schroten
forher, dann auf den andern Münzwerch khompt da-
rauß wol ersezen und mit sollichen 4 Kreuzern
Uncosten, (außgenommen Kollen, Kupfer und Holz
deß doch alleß nit mer als im Hammer münzwerch
ist). Allen jarlichen Uncosten im gannzen Münz-
werch erhalten, und damit wol besteen mag, auf
diese Weiß und Grund, hab ich mein Prob in Tyrol
furgeben, und mit Hülff Gottes für und nit
weniger erstattet.

Uber sollichen Münzkund commoditet hat auch
diese Khunst noch die Gelegenhait, daß damit die Falsch-
Münzer und deshalb grosser Beschiss und Betrug
nit mehr wie bisher einkhomen, dann daß Präg
so rain, tief und scharpf, daß mannß anvermerkt
nit kann abgiessen noch mit hammer prägen, So
kann man solliche neue Münzkhunstwerch one
grossen Costen gar nit vil weniger aber an haimlichen
verborgenen Orten aufrichten noch hin und wieder
fueren, Uber solliches Innsonderhait würt auch
nit müglich sein daß grosser gellt unvermerkht
zu beschneiden, welches zwar allain Ursachen
gnügsam seinn derwegen man in der gannzen
Cristenhait dies Khunst an alle Kund? bergern
solte
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Zu diesem allen ist durch dise neue Münzkhunst nit
nun alß vorstet in dem Muenzen nüzlich sonder zu
vil annder sachen, as daß man den Goldschmiden, die
Silber die sie mit grosser Arbeit tuen schlagen muessend
kann man hiemit in in gannz [ge]ringen Costen und
schneller Behendigkhait tünn machen, wie sie es haben
wollen, item waß sie an die Geschirr an die Gefesß
und an allerlay arbait und Beschlacht eyen? oder
gegossene geschnittne gestempte und dergleichen
Arbeit machen muessten, daß kan man inen alleß
vil schoner mit diser Khunst machen, als daß bey
weiten der halbe Thail Uncosten darauff nit g..ch
alß sunst , Item allerlay guldin ... zum Schmel-
zen, Guldin und Silberm Spangen Medayen und
dergleichen Sachen one Zal seieht und hoch erhaben und
durch das Gold und Silber zum Gflindwerch ist alleß
hiermit gannz [ge]ring khünstlich und behend zu machen

Item weß man von Kupferm Messing und andern
Metallen mit Bildwerch zieren wil geeht hirdurch
khünstlich und [ge]ring Zir.

..ben so wol von Eisen, oder von Staehel, kann man zu
grosser Zierde dermassen und all anderen Sachen schön
Bilderwerch stückweiß und gannz beschlecht klain und
groß, auch Ordtbändern zum mehren solchen und
Schaeden, Item zur Sattel gezierde, zum Gürtelen
In Summa zu waß Sachen man wil, gannz zierlich und
wunderbarlich behend machen, und durch dise
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Khunst unglaubliche Sachen Zierde und
Nuzbarkhaiten on zalbarer Weiß verrichten, wie
dann mit Hilff Gottß mit der Zeit offenlich
daß ...th an tag pringen wirt,