Die Einführung von neuen Druckwerken in der Dresdner Münze stieß wie in anderen Münzstätten der Zeit, auf heftigen Widerstand bei den Münzsschmieden und Gesellen, die um ihre Privilegien und Anstellung fürchteten. So existiert aus der Zeit um 1572 ein Brief des Schmiedemeisters und der Gesellen der Münzstätte Dresden an Kurfürst August, in welchem vorgebracht wird, dass das neue Münzwerck „uns alten 50, 60, 70-jährigen männern, die wir nichts anders als münzwerck gelernt […] zu großen nachteil und schaden gereichen wollte“ [1].
Ein ähnliches Schriftstück aus dem Jahre 1612 berichtet über das Druckwerk, aber auch über die Streitigkeiten zwischen dem Münzmeister und den Münzgesellen. Die Argumente gegen neue Druckwerke reichen dabei von der Qualität der maschinell geprägten Münzen über erwartete Betriebskosten bis zu sozialen Themen „das sie mit weib und kindt nach ihren langkwirigen geleisteten diensten und dem darbey erlangeten alter […] weil sie sonsten kein ander handtwerck gelernet, in die eißerste armuth und vorderb gerathen“ [2]

 

[1] Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036, Loc. 36096, Rep. 09, Nr. 1419, Bl. 32ff, Einwände des Münzschmiedes und der Münzgesellen gegen die Errichtung eines neuen Druckwerkes bei der Dresdner Münze, ca. 1572
[2] Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10036, Loc. 32417, Rep. 26, Nr. 0545a, Bl. 135-140, Bericht über das Druckwerk in der Dresdner Münze und über die Streitigkeiten zwischen dem Münzmeister und den Münzgesellen, 1612

 

Schmidtmeister und Gesellen des Münzwercks
zu Dresden

Dem durchlauchtigsten hochgebornen Fürsten und Herrn
Herrn Augusten Herzogen zu Sachsen, Des heiligen
Römischen Reichs Erzmaschallen und Churfürsten
Lanndtgrafen Inn Türingeb, Marggrafen zu Meis-
sen und Burggrafen zu Magdaburgk, V. G. Herrn


Durchlauchtigster hochgeborener Fürst, Gnedigster Chur-
fürst und Herr, Ewer Churf. G[naden] seindt unser
unterthenigste gehorsambste willigste Dienste, jederzeidt
mit Begierden zuvor?, Gnedigster Churfürst und Herr,
Ewer Churf. G[naden] geben wir aus hochdringendem Betrüb-
niß in unterthenigkeit zuerkennen, das
alß Euer Churf. G[naden] anfenglichen, durch Heinrichen
Würglern von Zürich, ein werck Thaler damit zu trucken
anfahrn liessen, welchs unserm Münzwerck, aus vie-
len Ursachen zum hefftigsten zuwieder, Euer Chf. G.
aber, durch den Münzmeister uns gnedigst wiederumb
diesen Bescheidt verorndtneten, das sie solches nur zu Irer
Lust brauchen, und inn keinem Wege unß damit hindan
sezen wolten, waren wir dessen wiederumb erfreir-
et.

Alldieweil aber nun Euer Churf. G. ein ander Werck
auf klein geldt anzurichten gewilligt, Das uns
ebenermassen, wo solches inn ein teglichen Gebrauch und
Gang komen solte, zuvorderst uns alten 60, 70, 80
järigen Mennern, die wir nichts anderst alß Münz-
werck gelernet, auch bey dem hochlöblichen Hause vonn
Sachssen, inn die 30, 40 auch 50 Jar, mit unser
Handt auf Münzwerck genehret und gedienet, unnd
nun zu wandern ....lich, zu grossen Nachteil
und Schaden gereichen wolte, Seindt wir aber-
mals zum hefftigsten betrübt worden, Dieweil
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uns fur stehet, das uns und unsern Kindern, durch
solche Leudt?, die Münzwerck selbst (wie E[uer] Churf. G.
vieleicht berichtet mögen worden sein) nicht gelernet,
viel weniger wie wir darumb gelitten, das Brodt fur dem
Munde, dadurch solt abgeschnitten werden.
Weil dem auch durch nachhengung solcher und anderer, so
unserem Münzwerck mit verlernung nicht vorwandt,
und wir sie darumb nit zunfftmeßig halten können, im
Niederlande und anderßwo, viel geringe und Sotelhaffti-
ge Münze gemacht, und inß heilige römische Reich, und
Ewer Churf. g.. Lande, eingeschoben worden,
Seind wir Münzer, die wir redtlich gelernet, viel darumb
außgestanden, und unser Münzwerck aufrichtig getrieben
haben, auf dem Reichstag zu Speyer, vor Irer Rö. Kays.
M[ajestät], Churfürsten und Stenden des Reichs, wieder solche
Störer und Hecken Münzer, zu klagen verursacht worde,
Darauf wir dann von Irer Rö. Khay. M. die Münz-
werck allein zu bedienen, und alle die jenigen, so unser
alten und löblichen Münzen zuwieder, davon zu treiben und
abzuschaffen, laudt hiebeygelegter Copey oder Abschrift
mit. A. vermerckt allergnedigst privilegirt
worden, Deren sich des heiligen Rö. Reichs Münzge-
sellen und wir gemeß vorhalten, und die jenigen so
wir izt gedacht, unserm redtlichen wolhergebrachten
Münzwerck zuwieder, damit auftreiben thun, wie
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dieser herzugelegter Abschiedt, deß niederlendischen
und und westphälischen Kreyses, Mit B vermerckt ab-
copirt, weiterbezeuget,
denn solcher löblichen Ordnung, altem Brauch, und Pri-
vilegia nach, gleichmeßig, zugleich E. Churf. G. Vor-
elltern, hochlöblichstr und seligster gedechtniß, So
wol alß E. Churf. G. selbst bißhero den Rhum behal-
ten, das im ganzen Römischen Reiche nit so stadt-
lich noch standthafftig mit 40, 50, 60 auch 70, ge-
sellen, alß beim Hause zu Sachssen were gemünzet
worden.
Weil wir drum auch, so wir endtweder mit gesellen,
überleget, oder nit klein geldt zumachen gehabt,
vielmalß und offt im Jar Ewer Churf. G, ohn eini-
gen derselben Schaden, auf unser selbst unstadten,
( Inn Endt haltung des Feyergeldts, wie an andern orths
breuchlich) auf unsern eigen Pfenning, biß zur wie-
der Arbeit feyren müssen. Und daneben ohne
Rumb zu meldten, Ewer Churf. G. Münzwerck
nit allein zu jederzeit geföert, sondern auch
das geldt, gleich am Schrot, und schön am Geprege, so
viel alß menschlich und müglich gewesen, oder im
Römischen Reich irgendt gemacht wirdt, bereifet,
so verhoffen wir nicht, das Ewer Churf. G. solche
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Münztruck (inn Ansehung etwan eines geringerer
Kostens) derselben löblichen alten Münz und deren
Münzgesellen allhier zu Dreßden, zu schaden, Abgang
oder Zertrennung lauffen lassen, sondern uns mehr
bey altem langem guten Brauch wie bißher löblich Münz-
en breuchlich und üblich gewesen, Innhalts vorgedachts
Privilegii erhalten werden, Damit ein..
uff den Fall, Inn Entstehung der Münztruck, hier und
anderßwo, inn dem heiligen Römischen Reich deren Münzgesel-
len, und Izthabenden löblichen Münzwercken, ein an-
fang einer Zerrüttung entstehen möchte, Dardurch un-
ser altlöblich Münzwerck durchs ganze Rö. Reich,
mit altem Brauch und Privilegia zu grund und Bo-
den gehen, und hernach soviel mehr Unrichtigkeiten und
gefehrliche Newigkeiten, das Münzen wol mehr vie-
leicht Erger gewesen were, (wie denn albereit inn
Franckreich bey den Münztruck geschehen, den mann
auß aus wichtigen Ursachen, wieder niederlegt, und die Hand-
münz wieder furnemen mussen) wie zubesorgen,
im Reich auch auch aufkommen möchten, Darfur
Ewer Churf. G. wir alte und junge Münzer hier-
mit sembtlich und sonderlich inn aller Unterthenigkeit
zum demuetigsten bitten thun, das E. Churf. G.
altem Rum nach durch Gottes Segen der Beres.....
die löbliche alte Münzzunfft in derselben Lande und
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izo allhier zu Dreßden, weiter beysammen, gnedigst er-
halten woldten, Inn sonderer Betrachtung, wo
Inn E. Churf. G. Münz die gottlob wol die stadtlichste
ist und im heiligen Reich ein grosses Ansehen, weites Lob
und guten Beruf hat, sich unter uns allhier durch die Münz-
truck eine Zerteilung zutragen solte, das es hernach
umb die andern Münzen des Reichs soviel desto leichter ge-
schehen were, das nit allein alter löblicher Münzbrauch
sondern auch löbliche Zunfft privilegien und wir deß
Reichs Münzgesellen mit zugrundt gehen müsten
Das dann E. Churf. G. dem löblichen Münzwerck, und uns
des Reichs Münzgesellen Ihr nit günnen würden, Viel
weniger dessen mit ein Anfang geschehen lassen wer-
den

Thun E. Churf. G. uns demnach zu gnedigstem Bescheidt,
den E. Churf. G. unserm Münzmeister gnedigst be-
richten woldten, Inn aller Unterthenigkeit ghorsambst
bevehlen,

Ewer Churf. G.

   Underthennigste ge-
   horsambste Diener

        Schmittmeister und Gesellen, deß
        löblichen Münzwercks zu Dreß-
        den sembtlich und sonderlich